Leipertitz
BEZIRK NIKOLSBURG
SÜDMÄHREN
VON
DR.
JOHANN ZABEL
WIEN
1955
IM SELBSTVERLAG DES VERFASSERS
WIEN XXI,
KINZERPLATZ 24/45
Liebe Leipertitzer!
Zehn Jahre sind es bald seit unserer Vertreibung. Auf allgemeinen Wunsch lege ich Euch nun dieses Büchlein vor, um allen die Heimat wieder nahezubringen.
Ich habe die Arbeit mit großer Freude gemacht, denn Heimatbringer zu sein ist eine viel schönere und dankbarere Aufgabe, als den Mitmenschen die Heimat zu rauben.
Es ist nicht nur mein Werk. Ich muss vielen für ihre rege Mitarbeit danken: ganz besonders Leopold Braun Nr. 107 für die vielen Beiträge und Anregungen; ferner Jakob Anger Nr. 124, Josef Hofka Nr. 154, Johann Nautscher Nr. 120, Leopold Zitzwarek Nr. 33; in Wien besonders Leopold Donauer Nr. 261 und Johann Fischer Nr. 375. Den Ortspaln zeichnete Vermessungstechniker Alfred Apleitinger (vermählt mit Rudolfine Bischl).
Für ein kleinere Gemeinde ist ein grosses Heimatbuch finanziell nicht tragbar. Deshalb haben wir uns entschlossen, es nicht zu umfangreich zu machen, ihm aber eine gute Ausstattung und schöne Bilder zu geben. Alles Wissenswerte ist kurz aber genügend enthalten. Freilich gäbe es noch viel mehr über die verlorene Heimat zu sagen. Lest deshalb immer wieder darin und ergänzt es durch Eure Erzählungen, betrachtet öfter die Bilder und studiert den Ortsplan! Gebt es Euren Kindern weiter, damit das Bild der Heimat in uns allen lebendig bleibe und leuchte!
Ich hoffe mit Euch und wünsche
„dass
wir uns dort in diesem Tal
noch
treffen soviel hundertmal.
Gott
mag es schenken,
Gott mag es lenken,
Er hat die Gnad´!“
Euer Heimatpfarrer
Prof. Dr. Johann Zabel
Wien, zu Pfingsten 1955.
In der Nordwestecke des Kreises Nikolsburg, im sonnigen Südmährerlande, liegt, inmitten einer fruchtbaren Ebene, unsere Gemeinde Leipertitz. Sie umfasst ein Katastralgebiet von 2.225,49 ha und zählte 1318 Einwohner, durchwegs Deutsche mit röm.-kath. Religion. Seine Bewohner lebten mit Ausnahme einiger Gewerbetreibender hauptsächlich von der Landwirtschaft, betrieb dabei auch Viehzucht und etwas Gemüse- und Weinbau.
Leipertitz liegt 18 km nordwestlich der Kreisstadt Nikolsburg an der Verbindungsstrasse Nikolsburg – Znaim. Kreisstrassen verbinden Leipertitz im Norden mit Irritz, südöstlich mit Dürnholz, südlich mit Grusbach, westlich mit Frischau. Verbindungswege führen nach Treskowitz, Fröllersdorf, Probitz, Moskowitz und Tullnitz. Durch die 3 km entfernete Bahnstation Frischau ist der Ort angeschlossen an den Verkehr mit Brünn, Znaim, Nikolsburg, Lundenburg und Wien. Autobuslinien gaben die Möglichkeit, alle Orte an der Verbindungsstrasse zwischen Nikolsburg und Znaim schnell zu erreichen.
Der höchste Punkt von Leipertitz ist die Fuchsleiten mit einer Höhe von 234 m, 2 km südlich des Ortes gelegen. Von hier aus eröffnet sich eine weite Fernsicht nach Norden zum Miskogel, südöstlich zu den Pollauer Bergen (mit den Ruinen Maidenburg, Rosenburg und dem südmährischen Heldendenkmal) zu den Nikolsburgen Bergen mit dem Hl. Berg, der Bezirksstadt Nikolsburg mit dem Schloss Dietrichstein. Vom österreichischen Gebiet grüßen der Falkenstein und der Staatzerberg mit ihren Burgruinen herüber.
Die Ortschaft Leipertitz liegt zum Teil in einer Mulde, umgeben von vielen Robinien, allgemein Akazien genannt, die zur Zeit der Blüte das Dorf in ein Meer von rötlich-weißen Blüten hüllen. Wie aus einem Walde ragt weithin sichtbar das Wahrzeichen der Gemeinde, der Kirchturm, empor.
Leipertitz ist seiner Anlage nach eine alte Siedlung. Die ersten Ansiedlungen reichen in das zwölfte Jahrhundert zurück und dürften durch den Lauf des Ortsbaches bedingt gewesen sein. Dieser nach dem Dorf Leipertitz benannte Bach entspringt einigen Quellen in der Nordwestecke des Gemeindegebietes. Er speist den künstlich angelegten Ortsteich, durchfließt in südöstlicher Richtung Dorf und Gemeindegebiet und mündet bei Dürnholz in die Thaya.
Die von Norden nach Südwesten durchlaufende Straße teilt den Ort in zwei Teile. An der linken Seite steht die im Jahre 1885 erbaute Schule, ein schöner einstöckiger Bau. Vor der Schule wurde 1921 das Kriegerdenkmal errichtet. Auf dem 226 m hoch gelegenen Kirchenplatz steht die dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche mit dem 37 m hohen Kirchturm. Gegenüber ist der Pfarrhof, ein alter, ebenerdiger Bau mit gewölbten hohen Räumen und gewaltigem Dach. An derselben rechten Straßenseite liegen das Gemeindegasthaus, die Gemeindekanzlei, das Postamt und westlich das Rüsthaus der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Schlauchturm. Gleich anschließend ist der Hauptplatz, seit 1939 von jungen Kastanienbäumen umsäumt. Dort wurden die beiden Kirchtage, das St. Georgsfest und das Kirchweihfest im Herbst, und andere Feste und Feiern sämtlicher Vereine gehalten. Der Platz sollte in Zukunft als Marktplatz eine besondere Verwendung finden.
Eine offizielle Benennung der Gassen gab es nicht. doch der Volksmund hatte folgende Bezeichnungen eingeführt: Großes Dorf, kleines Dorf, die Zeile, Hetscherlberg, Mariahilf, die Wehr, Teichgasse, Totengasse, Milchgründl und Ochsenberg. Für die leiblichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Bevölkerung sorgten: 5 Gemischtwarenhandlungen, 2 Bäcker, 2 Fleischer, 3 Gastwirte, 2 Trafiken, 3 Schmiede, 1 Schlosser, 2 Tischler, 2 Maler, 4 Schneider, 3 Schuster, 1 Sattler, 10 Maurer und 3 Zimmerleute.
Die Bewohner betätigten sich in verschiedenen Vereinen. Gesangverein, Turnverein und Jugendbund standen auf hoher Stufe. Deutscher Kulturverband, Bund der Deutschen und Volksbund der deutschen Katholiken fanden die vollste Unterstützung der Einwohner. Daneben wurden berufliche und landwirtschaftliche Vereine (wie Milchgenossenschaft, Viehversicherung, Wassergenossenschaft und gegenseitige Hilfe in der Freiwilligen Feuerwehr) gepflegt.
Durch den reichlich vorhandenen, vielseitig fruchtbaren Ackerboden und den Fleiß der Bewohner war der Feldbau sehr erträglich. Angebaut wurden: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer; an Hülsenfrüchten: Linsen, Erbsen, Bohnen, Hirse; von den Kleesorten: Luzerne, Rotklee, Esparsette (die zur Heugewinnung dienten, aber auch als Samenfrucht große Erträge abwarfen); an Hackfrüchten: Mais, Kartoffel, Futter- und Zuckerrüben. Durch die nahegelegene Zuckerfabrik Grusbach war der Absatz von Zuckerrüben besonders günstig. Auch der feldmäßige Anbau von Frühkartoffeln, Gemüse, Gurken und Tomaten fand bis 1918 in der Monarchie und dann nach 1938 durch den Anschluß an Deutschland ein bedeutendes Absatzgebiet. Im allgemeinen pflegte man noch die Dreifelderwirtschaft, doch wurde die Brache durch die grüne Brache ersetzt.
Die Rindviehzucht wurde mit großer Sorgfalt betrieben und ausschließlich Stallfütterung angewendet. Die Gemeinde hielt im Halterhaus (Nr. 62) 4 bis 5 reinrassige Sprungstiere in eigener Verwaltung, die von einem Wärter betreuet wurden. Der Milchertrag war gut. Die Milch wurde an die Milchgenossenschaft geliefert und von dort aus weiter verfrachtet.
Ein ganz bedeutender Erwerbszweig war die Schweinezucht, besonder die Ferkelaufzucht. Unsere Ferkel waren weit und breit bekannt und begehrt. Fast in jedem Haus gab es 2 bis 3 Zuchtsauen, oft auch mehr. Die Ferkel wurden jeden Mittwoch auf den Markt nach Dürnholz gebracht oder an Käufer und Händler gleich im Haus verkauft. Außerdem wurde die Schweinemast sehr betrieben, weil genug Ferkel vorhanden waren. Jedes Jahr waren Hausschlachtungen von 3-4 Fettschweinen gebräuchlich und darüber hinaus wurde noch ein große Zahl von Fleisch- und Fettschweinen an die Fleischer verkauft.
Die Freude und der Stolz unserer Bauern waren ihre schönen Pferde. Darum wurde der Pferdezucht durch die Beschälstationen in Dürnholz und Irritz für leichte englische Halbblut und Oldenburger, und in Miezmanns und Schallersdorf für schwere Belgier, ein große Beachtung zuteil. Von einzelnen Züchtern wurden auch verschiedene Preise errungen.
Die Geflügelzucht wurde stark betrieben. In den Häusern gab es Scharen von Hühnern, Enten und Gänsen. Besonders diese waren als Kirtagsbraten sehr beliebt. Gab es auch bei der Aufzucht oft Ärger und Verdruß, war doch alle Arbeit belohnt, wenn die Gans knusprig braun gebraten auf dem Tische lag.
Dem Weinbau, der durch das Auftreten der Reblaus und den Mangel an Arbeitskräften im ersten Weltkrieg fast den Todesstoß erhielt, wurde in den Jahren nach dem Kriege trotz Einführung der Weinsteuer und Kontrollierug der Weinkeller eine große Sorgfalt zugewendet. Es wurden nur Anpflanzungen mit veredelten Setzlingen durchgeführt. Die beliebtesten Weinsorten waren: Gutedel, rotweiße und grüne Veltliner, Sylvaner, Neuburger, Riesling und Welschriesling. Trotz des Verbotes wurden auch einige französische Direktträgersorten angepflanzt. So war fast in jedem Haus Wein zum Eigenverbrauch vorhanden.
Der Obstbau hatte durch das schwere Gewitter am 18. Juli 1910 sehr gelitten, da ein orkanartiger Sturm Kirsch-, Nuß- und Birnbäume entwurzelte. Den Rest gab noch der strenge Winter 1928/1929 mit einer Kälte bis zu 33° Celsius unter Null. Trotzdem gab es in den Hofstetten, Wehrhagen und Altengebirg Kirschen und Weichsel noch in solchen Mengen, dass von manchem Baum oft keine einzige Frucht geerntet werden konnte und alle Früchte den Staren als Futter dienten. In den Gärten gab es genug Äpfel und auch Birnen wurden immer wieder neu gepflanzt. Marillen und Pfirsiche wuchsen vereinzelt in den Weingärten. Die zur Herstellung des beliebten südmährischen „Glegweri“ (Powidl) gebrauchten Zwetschken und Pflaumen wuchsen in Gärten, Altengebirg und Hausgärten (Grasgärten) in allen Sorten und Größen. Auch Maulbeerbäume gab es fast in jedem Hause.
Groß war die Wildbestand der Gemeindejagd. Jährlich wurden durchschnittlich 1200 Hasen, 1900 Rebhühner, 300 Fasanen und 20 Rehe abgeschossen. Auch Dachse wurden zur Strecke gebracht. In den Langen Achtvierteläckern und Langen Zugaben kam auch die Trappe, der Südmährische Strauß, vereinzelt vor. Wildenten hielten sich im Ortsteich auf, Wildgänse ließen sich im Herbst in großen Scharen auf den Feldern nieder. Wehe, wenn sie ein noch nicht abgeerntetes Maisfeld vorfanden!
Die Fischzucht im Ortsteich, der alljährlich im Frühjahr mit Ansatzkarpfen besetzt und am 31. Oktober abgefischt wurde, lieferte eine schöne Menge Karpfen, die von der Bevölkerung für den Allerheiligentag und von Händlern aufgekauft wurden.
Auch die Bienenzucht hatte schöne Erfolge erzielt. Im Jahre 1935 betreuten 13 Imker 292 Bienenvölker. Ein Imkerverein sorgte für Belange der Bienenzüchter.
Der Gemeindewald um das Dorf, in der Wehr, Neusatz, unter Paulowitz, Unteres Kroatengebirg und die Stümmelbäume am Ortsbach und Paulowitzergraben lieferten einen Großteil des Brennholzes. Der Baumbestand wurde durch Neuanpflanzung von Weiden in Unter Paulowitz ständig vergrößert. Die mit Akazien bepflanzten Flächen wurden jeweils in Abständen von 6 bis 8 Jahren, die Erlen- und Weidenbestände nach 8 bis 10 Jahren abgeholzt.
Zwei kleine Flächen Gold- und Silberweiden in Unter Paulowitz und Neusatz lieferten Schnittweiden für Flechtarbeiten (Körbe usw.)
Die Gemeindewiesen in Unter Paulowitz und in der Schwelle wurden alljährlich zur zweimaligen Nutzung verkauft.
Die Entstehung des Ortes Leipertitz ist nicht näher bekannt. Im Jahre 1278 wird Leipertitz das erste Mal in einer Urkunde erwähnt unter dem Namen Lupratitz. Schon damals besteht dort eine Kirche und Pfarre. Diese Tatsache weist darauf hin, dass es 1278 schon ein größerer Ort gewesen ist. Vom Jahre 1395 bis 1450 gehörten Kirche und Dorf der 1120 gestifteten und 1541 eingegangenen Benediktinerabtei Wilemow (bei Èaslau) in Böhmen. Im Jahre 1450 entriß der Gutsherr von Mährisch-Kromau, Heinrich von Lipa, der Abtei alle Pfarrechte in Leipertitz. Die Klagen des Stiftes verliefen ergebnislos, und so blieben seit dieser Zeit das Dorf und die Pfarre der Herrschaft Mährisch-Kromau. Die Fürsten Liechtenstein, die späteren Herren von Mährisch-Kromau, haben immer wieder in die Geschicke unseres Heimatdorfes eingegriffen. Erst nach dem ersten Weltkrieg, im Jahre 1922, wurde das Patronat des letzten Besitzers von Mährisch-Kromau, Grafen Kinsky, eines Sohnes der Schwester des Fürsten Liechtenstein, aufgehoben und abgelöst. Im 16. Jahrhundert wurde Mähren zum größten Teil lutherisch. So hatte auch um das Jahr 1530 Leipertitz den letzten katholischen Pfarrer. Dann waren nacheinander zwei protestantische Prädikanten (Pastoren) tätig. Damals hatte Leipertitz aufgehört eine selbständige Pfarre zu sein. Nach dem Sieg des Kaisers Ferdinand II. in der „Schlacht auf dem Weißen Berge“ bei Prag (1620) wurde der Protestantismus in den kaiserlichen Ländern zurückgedrängt und der Katholizismus wieder gefördert. In dieser Zeit waren in Leipertitz zwei Jesuiten durch Volksmissionen sehr bemüht, das Volk wieder zum katholischen Glauben zurückführen. Unsere Gemeinde war damals 1626-1674 nach Hosterlitz eingepfarrt. Erst im Jahre 1674 ließ der Grundherr Fürst Hartmann von Liechtenstein das verfallene Pfarrhaus wiederherstellen und bestiftete die Pfarre neu. Seither besteht Leipertitz wieder als selbständige Pfarre. Bis zum Jahre 1781 war die Gemeinde Moskowitz nach Leipertitz eingepfarrt. Wegen des weiten Weges aber wurde das Dorf unter Kaiser Joseph II. im Jahre 1781 nach Frischau umgepfarrt. Die Matriken von Moskowitz bis zum Jahre 1781 sind heute noch unter den Leipertizter Pfarrbüchern.
Aus der Ortsgeschichte sind noch folgende Ereignisse von Bedeutung:
Kriegszeiten
Im 30jährigen Krieg vernichteten angeblich die Schweden den Ort Paulowitz, der sich 3 km südlich von Leipertitz befand. Nach einer Urkunde vom Jahre 1735 hatte der Ort einen Grundbesitz von 2.042 Metzen = 19 ¼ Lahn, der zur Gänze zu Leipertitz kam. Diese Grundstücke führen heute noch den Namen „Paulowitz – ödes Dorf“.
In den Jahren 1809 und 1813 wurde Leipertitz von den Franzosen arg heimgesucht.
Am 15. Juli 1866 erfolgte der Einmarsch der Preußen. Dieser Durchmarsch dauerte bis 30. Juli an welchem Tage der königliche Prinz Albrecht von Preußen den Ort passierte.
Am 2. August 1866 erfolgte wieder Einquartierung. Otto Edler von Bredow nahm Wohnung in der Pfarrei.
Epidemien
Im Dezember 1714 und Jänner 1715 fielen 16 Personen der Pest zum Opfer. 1855 wütete vom August bis Mitte September die Cholera, der 49 Personen erlagen. 1866 starben in der Zeit vom 2. August bis 30. September 51 Personen an Cholera, darunter 13 preußische Soldaten.
Grossbrände
Am 18. Juli 1842 brannte über dem Bach die ganze Nordseite des Dorfes ab. 106 Wohngebäude, 27 Scheuern, Schule, Pfarrhaus und auch der südliche Teil der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Am 10. August 1860 fielen einem Großbrand 28 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 4 Scheuern und 3 Preßhäuser zum Opfer.
Die Kirche von Leipertitz stand schon im Jahre 1278. Als Pfarrkirche ging sie 1626 ein und wurde Filialkirche von Hosterlitz. Die Kirche steht auf dem alten Friedhof. Da sie später schon sehr baufällig war und ein – wie die Pfarrchronik sagt – „undenkliches Alter“ hatte, wurde sie 1789/90 neu erbaut. Man trug sie von der Südseite her ab, der alte massive Turm aber und die Nordseite blieben zwei Drittel in der Länge stehen. Die Benedizierung (Weihe) der neuen Kirche erfolgte 1791. Der ganze Bau kostete 2.223 Gulden. Bei dem schon erwähnten Großbrand am 18. Juli 1842 wurde auch der südliche Teil der Kirche ein Raub der Flammen, ebenso das Pfarrhaus. Der Kirchenpatron ließ alles wieder herstellen.
Der gemauerte Aufgang auf das Musikchor im Innern der Kirche wurde 1849 abgetragen, da infolge der steten Bevölkerungszunahme die Kirche zu klein geworden war. Um etwas Platz zu gewinnen, verlegte man den Choraufgang nach außen. 1853 ließ der Patron alle 8 Fenster erneuern und mit eisernen Gittern versehen. Die Vorhalle beim Seiteneingang wurde 1891 erbaut zum Schutz gegen Schnee und Regen, die durch die einfache Tür in die Kirche eindrangen.
Der Turm stammt in seinen steinernen Grundmauern aus alter Zeit. Er hatte früher eine gemauerte Spitze und bei den Schallöchern einen gemauerten Rundgang. Dieser wurde 1881 abgetragen, die Turmspitze erhöht und mit Kupferblech beeckt. Gegen Ende des 1. Weltkrieges (1918) ersetzte man das Kupferblech durch Zinkblech. Jetzt ist der Turm 37 m hoch. Vor dem 1. Weltkrieg hatte er 5 Glocken:
Die Marienglocke, 650 kg, aus dem Jahre 1803.
die Georgsglocke, 320 kg, aus dem Jahre 1808,
das Glöckel, 130 kg, vom Jahre 1737,
das Wandlungsglöckel, aus dem Jahre 1766,
das Zügenglöckel, 1741.
In beiden Weltkriegen musste die Glocken abgeliefert werden. Auf dem Turm sind heute nur die zwei größeren Guß-Stahlglocken, die nach dem ersten Weltkrieg als Ersatz angeschafft worden waren.
Im Jahre 1897 wurde auf dem Turm ein Uhr angebracht.
Der Innenraum der Kirche ist sehr schön und gut zu überblicken.Wegen Bauschäden mußten das Gewölbe und die Seitenmauern öfter renoviert werden, so in den Jahren 1864, 1877 und 1912.
Der Hochaltar wurde 1856 von der Gemeinde neu angeschafft. Ein Wiener Maler malte 1912 das Hochaltarbild des Kirchenpatrons St. Georg. Der Seitenaltar – im Laufe der Zeit öfter umgebaut – war immer Marienaltar. Die Marienstatue mit dem Jesukind („Himmelskönigin“) stammt aus dem Grödner Tal in Südtirol. Der Taufbrunen aus Stein ist sehr alt. Die holzgeschnitzte Kanzel ist neueren Datums. Wohltäter stifteten 1926 neue Fenster mit schönen Glasmalereien (Herz Jesu, Herz Mariä, Mariä Opferung, Mariä Heimsuchung, gegeißelter Heiland, Hl. Cyril und Method). Im selben Jahre wurde auch das elektrische Licht in die Kirche eingeleitet. Die im Jahre 1883 angeschaffte Orgel wurde später vergrößert und die zum Teil im 1. Weltkrieg abgelieferten Orgelpfeifen 1923 wieder nachgeschafft. In der Kirche ist auch eine alte, holzgeschnitzte Statue der schmerzhaften Mutter Gottes von Maria Dreieichen und aus neuerer Zeit eine Statue der Unbefleckten Empfängnis (Lourdes). Das Hl. Grab und die Weihnachtskrippe wurden während des 2. Weltkrieges neu angeschafft.
Der Stiegenaufgang vor der Kirche wurde 1940 beim Neubau der Straße völlig verändert. An den Stiegen stehen zwei küntlerisch wertvolle Statuen des hl. Josef und des hl. Antonius von Padua aus dem Jahre 1730. Neben dem Kircheneingang ist das 1910 geweihte Missionskreuz. Links, auf der Turmseite der Kirche, steht auf einer Steinsäule die Statue der Unbefleckten Empfängnis, die bis zur Errichtung des Kriegerdenkmals im Jahre 1921 ihren Standplatz vor der Schule hatte.
Die Pfarrer von Leipertitz
Michael Putsch
1674-1676
Maxmilian Raab
1676-1694
Laurenz Springer
1694-1706
Gregor Puletz
1706-1717
Maximilian Humpel
1717-1719
Martin Prosky
1719-1724
Maximilian Schiller
1724-1733
Georg Anton Dupal
1733-1740
Daniel Weisser
1740-1753
Johann Schillinger
1753-1757
Andreas Èech
1757-1766
Anton Anschiringer
1766-1795
Ernest Èek
1795-1823
Ignaz Hummel
1823-1858
Andreas Boigner
1858-1881
Karl Weber
1881-1888
Johann Hofer
1888-1931
Franz Slaby
1931-1938
Dr. Johann Zabel
1938-1946
Der alte Friedhof war bis 1790 um die Kirche herum. Noch heute ist unter dem Sakristeifenster von außen der Eingang in eine Gruft, 3 m breit, 5 m lang, mit Totengebeinen aus dem alten Friedhof. Die Gemeinde legte 1790 den neuen Friedhof außerhalb des Ortes an, umgab ihn 1818 mit einer Mauer und errichtet das große steingehauene Friedhofskreuz. 1903 mußte der Gottesacker vergrössert werden.
Außer den schon genannten kirchlichen Denkmälern sind noch folgende Statuen und Kreuze im Ortsbereich zu nennen:
Die Statue der Hl. Dreifaltigkeit; 1870 beim Friedhof errichtet von Peter Tröpsch.
Das älteste religiöse Wahrzeichen ist das gemauerte Marterl an der Dürnholzer Straße. Unweit der Kirche steht die Statue des hl. Johannes von Nepomuk mit der Jahreszahl 1743; an der Frischauer Straße eine Statue der hl. Familie, 1780 von Daniel und Barbara Fischer errichtet.
Kreuze stehen: am Fröllersdorfer Weg, 1802 errichtet von Matthias Schmid; am Moskowitzer Weg, 1850 errichtet von der Gemeinde; an der Dürnholzer Straße, 1909 errichtet von Anna Maria Ivenz. Zwei Muttergottes-Bildstöcke: an der Frischauer Straße, 1935 errichtet von Matthias und Theresia Winkler, und an der Grusbacher Straße, 1935 errichtet von Maria Geier (an Stelle des alten Mariahilf-Stöckels). Außerhalb des Ortsbereiches war ein Kreuz an der Grusbacher Straße, errichtet von Georg Schmid. An der Dürnholzer Straße stand das „Rote Kreuz“, ein altes Holzkreuz, das von Familie Laurenz Vieh errichtet wurde. Ein zweites Holzkreuz war bei Voglers Ziegelofen, errichtet von Vinzenz Vogler.
Die Schule von Leipertitz soll durch den Gutsherrn von Mährisch-Kromau, Fürst Hartmann von Liechtenstein, im Jahre 1674 gegründet worden sein. Im selben Jahr wurde ja auch die Pfarre wieder errichtet und das Pfarrhaus neu aufgebaut. Ursprünglich war die Schule nur einklassig und im Haus Nr. 134 (Oppolzer) untergebracht. Im Jahre 1818 errichtete der Gutsherr Karl Fürst von Liechtenstein ein neues Schulgebäude. Beim großen Brand am 18. Juli 1842 brannte es ab, wurde wieder aufgebaut und 1869 durch einen Zubau vergrößert. Die Schule wurde nun zweiklassig. Dieses Schulgebäude war das jetzige Gemeindegasthaus, der Zubau der Gasthaussaal. Das Gebäude entsprach später nicht mehr den Anforderungen und war für die große Schülerzahl zu klein. Daher wurde 1884/1885 die neue Schule erbaut. Der Bau kostete 24.000 Gulden. Die Schule hatte 4 Klassenräume, 1 Lehrmittelzimmer, 1 Konferenzzimmer und Wohnräume für den Oberlehrer und einen Lehrer.
An das stockhohe, eindrucksvolle Gebäude schloß sich der Schulgarten and ein geräumiger Turnplatz an.
Verdienstvolle Oberlehrer der jüngsten Zeit waren Josef Seifert, Josef Pohl und als letzter Franz Fiala.
Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag die Tschechoslowakische Republik ausgerufen. Noch vor den Friedensverhandlungen kamen Ende November tschechische Soldaten in unsere Gemeinde. Die Bevölkerung war darüber entsetzt, dass das seit vielen Jahrhunderten deutsche Südmähren zum tschechischen Staat gehören sollte. Alles hoffte auf die 14 Punkte des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, die der amerikanische Präsident Wilson verkündet hatte.
Doch bei den Friedensverhandlungen in St. Germain wurde das Sudetenland, einschliesslich Südmähren, gegen seinen Willen dem tschechoslowakischen Staat eingegliedert. Die neuen Verhältnisse brachten auch unserer Gemeinde viel Leid. Im Feber 1919 war die „Geldabstempelung“, bei der die Hälfte der Banknoten verloren ging. Vermögensabgabe und Wertzuwachsabgabe wurden vorgeschrieben und die Kriegsanleihen ohne Vergütung eingezogen. Die Weinsteuer wurde eingeführt und die Keller vom Finanzamt kontrolliert.
Die Abschnürung von Österreich, hauptsächlich von Wien, brachte eine neuerliche Teilung der Grundbesitze mit sich. Die Häuserzahl stieg von 323 auf 391 an. Als sich bis 1938 das Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen immer mehr zuspitzte, verlangten die Deutschen die Autonomie. Anfang September wurde Leipertitz vom tschechischen Militär besetzt und im Hause 109 ein Kommando untergebracht.
In der Nacht zum 24. September 1938 erfolgte die Mobilmachung der tschechischen Armee und erfasste alle Männer bis zum 40. Lebensjahr. Am frühen Morgen des 24. September wurden einige Männer verhaftet und als Geiseln nach Brünn abgeführt. Pferde mussten abgeliefert werden, ungediente Männter wurden zu Arbeitstrupps eingezogen, um Schützengräben und Stellungen zu graben. Die Kriegsgefahr nahm täglich zum, bis die Tschechen am 29. September nach dem Münchner Abkommen der Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich zustimmten.
Nach Münchner Abkommen begann mit 1. Oktober 1938 die etappenweise Abtretung des Sudentenlandes. Am 8. Oktober verliessen die letzten tschechischen Soldaten Leipertitz. Um halb 1 Uhr mittags kreitsten deutsche Flieger über dem Gemeindegebiet. Die einziehenden deutschen Truppen wurden von der Bevölkerung freudig begrüsst. Unsere Heimat war wieder vereint mit Österreich, zu dem es durch Jahrhunderte gehört hatte. Dadurch trat im wirtschaftlichen Leben unserer Heimat ein grosser Aufschwung ein. Doch war dies alles leider nur von kurzer Dauer.
Mit dem Krieg gegen Polen im September1939 wurde der zweite Weltkrieg entfacht. Grosse Siege führten zuerst zur Besetzung von Polen, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen, Jugoslawien, Griechenland und der nordafrikanischen Küste. Deutsche Truppen drangen bis vor Moskau und nach Stalingrad. Aber der Eintritt Amerikas in den Krieg, die Niederlagen in Nordafrika und Stalingrad waren der Anfang des folgenden Elendes. Der entscheidende Endkampf kam dann unserer Heimat immen näher.
Im April 1945 drangen russische Truppen bis in unsere südmährische Heimat vor. Leipertitz wurde als Stützpunkt mit Schützenlöchern, Maschinengewehrständen und Panzersperren ausgebaut. Am 17. April wurde die Bevölkerung zwangsweise evakuiert, kehrte aber im Laufe der nächsten drei Tage wieder zurück.
Am 5. Mail fielen die ersten Schüsse auf Leipertitz. Zwei Frauen (Spandl Theresia 341 und Schmid Julie 381) und fünf ungarische Soldaten fanden dabei den Tod. Am 6. Mai um halb 11 Uhr vormittags war die zweite Beschiessung, die erheblichen Sachschaden anrichtete. Am 7. Mai erfolgte der Grossangriff auf Leipertitz und Umgebung. Ab halb 5 Uhr früh beschossen die Russen pausenlos die Ortschaft. Eine Frau (Spandl Hedwig 19) war das Opfer dieser Beschiessung und 30 Soldaten starben den Heldentod.
Auch der Sachschaden war durch den Abwurf von Fliegerbomben, eines sogenannten „Bombenteppichs“, sehr gross. Viele Häuser, der Kirchturm und die Kirche wurden durch Granaten und Fliegerbomben schwer beschädigt. Durch den Luftdruck einer einschlagenden Bombe stützte ein Teil des Kirchengewölbes im Presbyterium ein und zerstörte den Seitenaltar völlig. Die Muttergottesstaute des Altars wurde später – wie durch ein Wunder – unversehrt aus den Trümmern geborgen.
Um 7 Uhr abends drangen die Russen in den Ort ein. Nun folgten die Greuel eines verlorenen Krieges mit allen Schikanen und Grausamkeiten. Diese 48 Stunden, da alles vogelfrei war, werden allen, die sie miterlebt haben, in grausiger Erinnerung bleiben.
Am 8. Mai wurden sämtliche Pferde mit Geschirr, zum Teil auch mit Wagen weggenommen und die Häuser laufend geplündert. Fünf Volkssturmmänner wurden gefangen auf ein Auto verladen und nach Gross-Olkowitz vor ein Feldgericht geschleppt, am späten Abend jedoch wieder freigelassen. Am 9. Mai mussten Mädchen und Frauen bis zu 50 Jahren die Kirschbäume an den Strassen mit Kalk anstreichen. Die Männer mussten tote Pferde begraben und die Strassen freimachen. 5 Knaben (Bründl Johann 164, Hofka Engelbert 160, Kreuz Ernst 339, Nowak Gerhard 241, Spandl Franz 77) fanden im Wald durch eine Mine den Tod. Die männliche Bevölkerung musste dann täglich zur Arbeit antreten, sämtliche Panzersperren entfernen, Schützenlöcher und Splittergräben einebnen.
Laufend fanden Einquartierungen von Russen statt und für die durchziehenden Truppen mussten Milch und Lebensmittel in der Schule abgeliefert werden.
So endete dieser unheilvolle
Krieg, den eine verantwortungslose Regierung zum Leidwesen des ganzen deutschen
Volkes entfacht hatte, mit all seinen Greueln in unserer südmährischen Heimat.
Für Millionen Menschen bedeutete er den Verlust des Lebens, der Gesundheit, der
Existenz und der Heimat.
*
Am Pfingstsonntag, den 20. Mai 1945, nahmen tschechische „Partisanen“ Leipertitz in ihre Gewalt. Nach Verhängung des Standrechts mussten sämtliche Waffen, militärische Gegenstände, Radios und Fahrräder, soweit sie nicht schon Russen mitgenommen hatten, abgeliefert werden. Am Pfingstmontag mussten die Männer zum Bahnbau nach Grusbach. Da in den letzten Kriegstagen am Bahnhof die Geleise gesprengt worden waren, sollte die unterbrochene Verbindung zwischen Znaim und Lundenburg wieder hergestellt werden. Täglich musste nun zur Arbeit angetreten werden.
Die Partisanen nahmen Hausdurchsuchungen vor, bei denen Vieh und Getreide beschlagnahmt und Gegenstände, die Gefallen fanden, mitgenommen wurden. Fett, Zucker, Hülsenfrüchte, Wein u.a. mussten in der Schule abgeliefert werden. Am 13. Juni wurden Funktionäre der Partei ins Gefängnis nach Nikolsburg eingeliefert. Nun kamen die ersten „Goldgräber“ zur Besichtigung der Häuser und Wirtschaften ins Dorf. Ende Juni begann, von den Partisanen eingeführt, der Aufzug der „Verwalter“, wie sie sich zuerst nannten. Die bisherigen Besitzer mussten als Knechte und Mägde für etwas Essen auf ihrem Hof weiterarbeiten oder wurden ganz einfach, ohne ihre Kleidung und Wäsche mitnehmen zu dürfen, aus dem Hause gejagt. Die neuen „Herren“ liessen sich´s gut gehen, betätigten sich als Schatzgräber und fuhren das gestohlene Gut in ihre Heimat. Die Ernte, die in diesem Jahr, troztdem die Kriegsfurie darübergebraust war, sehr gut ausfiel, musste von der deutschen Bevölkerung eingebracht werden. Für die neuen Herren aber galt der Satz: „Sie säten nicht, sie ernten nicht, aber sie fuhren das Getreide für sich in die Scheunen“. Schon vor, besonders aber nach der Unterzeichnung des Potsdamer Schandvertrages rief Benesch zur Vertreibung der Deutschen auf mit den Worten: „Nehmt den Deutschen alles bis auf ein Taschentuch, in das sie weinen können“.
Am 11. August wurden sieben Familien nach Österreich ausgewiesen. Denselben Nachmittag wurden sämtlich Männer ohne Unterschied des Alters zusammengetrieben und in die Autogarage des Hauses 109 gesperrt. Erst bei Morgengrauen wurden sie wieder freigelassen. Sonntag, den 12. August, erfolgte die Hofübergabe an die neuen „Besitzer“ vor dem seiner deutschen Aufschrift beraubten Kriegerdenkmal.
Grosse Plakate in tschechischer Sprache: „Tschechischer Boden in tschechische Hand“, „Wer den Boden bearbeitet, dem gehört er“, „Deutsche hinaus“, „Heim ins Reich“, usw. zeigten die kommenden Ereignisse deutlich an. Die „Verwalter“ spielten sich von jetzt ab als Herren auf. Für die Deutschen wurden Lebensmittelkarten mit dem Aufdruck „Deutsche“ ohne Fleisch- und Fettabschnitte ausgegeben. Am linken Arm mussten alle eine weisse Binde mit einem schwarzen N (= Nìmec = Deutscher) tragen. Die deutsche Bevölkerung wurde ständig durch Terrorakte drangsaliert, geängstigt in Schach gehalten. Am 17. September (Kirtagmontag) wurden 27 Männer und Knaben mit 15 Jahren, 44 Frauen und Mädchen als Arbeitsklaven in das Lager Nikolsburg eingeliefert und von dort ins tschechische Gebiet verschickt. Weitere Mädchen wurden später geholt. Daraufhin flohen viele nach Österreich. (Frau Rosa Zitzwarek 338 wurde an der Grenze auf der nächtlichen Flucht von tschechischen Soldaten erschossen.) Die arbeitsfähigen Leipertitzer mussten ständig zur Arbeit antreten und wurden oft bis nach Guldenfurt eingesetzt. Die meisten wurden aus ihren Häusern in leere kleine Wohnungen ausgetrieben und verloren dabei einen Grossteil ihrer Kleider und Wäsche.
Nach all den schweren Drangsalen erfolgte dann vom Nikolsburger Lager aus vom 8. März bis 25. Juli 1946 „in ordnungsgemässer und humaner Weise“ die Aussiedlung = Vertreibung der Leipertitzer nach Deutschland. Die Sieger hatten allem Völkerrecht zum Hohn, in ihrem Hass gegen die Deutschen in Potsdam zur Vertreibung ihre Zustimmung gegeben. Heute lebt die ganze Bevölkerung von Leipertitz fern der geliebten Heimat, weit verstreut in Bayern, Württemberg, Baden, Hessen und ein kleiner Teil in Österreich.
Franz Fischer
126
Gallus Vogler
68
Georg Spandl
121
Johann Winkler
2
Leonhard Schmid
172
Johann Waas
43
Vinzenz Vogler
104
Ignaz Brunner
59
Vinzenz Vogler
104
Leopold Brunner
64
Benedikt Eschler
248
Sigmund Schmid
208
Engelbert Bauer
98
Vinzenz Eschler
104
Leopold Brunner
101
Richard Seethaler
174
1. Weltkrieg (1914-1918) – 48 Männer
2. Weltkrieg (1939-1945) – 94 Männer
1318 Einwohner wohnten im Jahr 1945 in 391 Häusern.
Nach alter Überlieferung wurde am Markustag, den 25. April, alljährlich eine Grenzbegehung, im Volksmund „Granitzen“ genannt, durchgeführt. Zuerst war Gottesdienst: Bittmesse und Bittprozession mit den Stationen bei der Statue der hl. Familie an der Frischauerstraße, beim Kreuz am Moskowitzerweg, bei der Dreifaltigkeit an der Irritzerstraße und an der Maria unbefleckte Empfängnis-Statue bei der Kirche.
Um ½ 9 Uhr versammelte sich dann die Gemeindevertretung in der Gemeindekanzlei. Der Bürgermeister wies auf die Bedeutung des Tages hin und dann wurden die jüngsten Gemeindevertreter beauftragt, den Grenzganz in 4 Gruppen durchzuführen.
Ausgangspunkte waren der Treskowitzerweg links und rechts und die Grusbacherstraße links und rechts. Wir folgen nun den Männern vom Ausgangspunkt Treskowitzerweg links. An der Kirchlüss Treskowitzer-Irritzer Grenze an der Irritzlüss entlang bei Hans Matthäus´ Irritzlüss biegen wir nach links. An der Tullnitzer Grenze geht es über Wehrhagen zum Moskowitzerweg. Von hier ab beginnt das Frischauer Nachbargebiet. Über die Siebenvierteläcker geht es zur Frischauerstraße zum Niegelseebrückl. Hier an Niegelsee und Haidlüss entlang kommen wir zur Probitzer Grenze. An das Äussere Feld grenzt nun Grusbach an mit der tschechischen Kolonie. Neben Johann Wantschars Obere Paulowitz geht es nach rchts zum Geierspitz, links entlang zur Grusbacherstraße. Diese wird überquert und es geht weiter, an Unter Paulowitz und Haidäcker vorbei, der Grenze Leipertitz, Grusbach, Fröllersdorf zu. Hier finden wir große Grenzsteine mit dem Zeichen F.H. v.L. 1684. Sie stammen von einem Grenzvergleich zwischen dem Fürsten Hartmann von Liechtenstein und dem Grafem Wenzel von Sternberg, betreffend die Grenzen von Leipertitz und dem öden Dorf Paulowitz, Dürnholz und Fröllersdorf. An Haidäcker, Unteres Kroatengebirg und Kurze Weide vorbei kommen wir an den Trenkteich. Dieser reicht in Triangelform ins Leipertitzer Gebiet. Hier grenzt Dürnholz an. Bei dem Neusatz geht es etwas bergauf an Alte Heiden und Haiden vorbei zur Dürnholzerstraße. Diese wird überquert und nochmals den Haiden entlang kommen wir zu den Langen Zugaben und dem Grenzdreieck Leipertitz-Dürnholz-Treskowitz. Bis hierher finden wir die Grenzsteine mit dem Zeichen F.H. v.L. 1684. Neben dem Treskowitzer Gebiet, entlang der Langen Zugabe des Johann Schmid, kommen wir zu den Kurzen Zugaben. Bei Gregor Winklers Acker gehen wir an den Kurzen Zugaben, Langen Vierteläckern und Vierteläckern, im Volksmund „Broaten“ genannt, vorbei, dem Ausgangspunkt Treskowitzerweg zu.
So sind wir die ganze Gemeindemarkung von Leipertitz, die eine Fläche von 2.225,49 ha umfasst, umgangen.
Nun ging es heimzu. Da es bereits ½ 2 Uhr nachmittags geworden war, hat sich Hunger und Durst eingestellt. Im Extrazimmer des Gemeindegasthauses wartet der Bürgermeisten mit dem Gemeinderat. Eine Tafel ist vorbereitet und der Wein glänzt wie Gold in den Gläsern. Nun wird der Hunger gestillt, der Durst gelöscht und von dem Gesehenen erzählt.
Nach dem Essen werden die Bauplätze besichtigt und vermessen, die Bauvorhaben besprochen und all die Anliegen und Beschwerden der Anrainer entgegengenommen. Dann geht es in die Gemeindekanzlei zur Sitzung, Berichterstattung über die Grenzbegehung, Vergebung der Bauplätze und Bewilligung der Bauvorhaben. Dabei wird so manche Ecke geradegezogen und mancher Buckel neu dazugemacht. damit war der Offizielle Teil des Tages beendet.
Nun folgte im Gemeindegasthaus der gemütliche Teil. Die einen politisieren, die anderen spielen Karten. Dabei wird dem Wein fleißig zugesprochen und auch, wenn der Zeiger der Uhr auf Mitternacht rückt, so manches Lied gesungen.
Wie schön und bedeutungsvoll dieser Tag für uns war, erkennen wir erst heute, da wir weit von den heimatlichen Gefilden ohne Grund und boden leben müssen.
Die
Flurnamen von Leipertitz
Irritzerstraße links und rechts:
Irritzlüss. Unsere Fronleichnamsprozession
war überaus feierlich. Die ganze Bevölkerung beteiligte sich daran. Die Häuser
waren alle frisch getüncht, Fenster, Türen und Tore gestrichen. In den Häusern
vor denen die vier Altäre aufgestellt werden sollten, gab es am Vorabend viel
Arbeit. Verwandte und Bekannte bereiteten alles für die Aufstellung der Altäre
vor und die Mädchen waren zum Flechten der Kränze eingeladen. Bis zur
Jahrhundertwende wurde in diesen Häusern vorher schon viel gebraten und
gebacken, um alle Helfer köstlich zu bewirten. In unserer Zeit beschränkte
sich dieses grosse Bewirten auf die engste Verwandtschaft. Die übrigen Helfen
bekamen „Flecken“ und Wein. Am Mittwoch nachmittags fuhren
die Bauern um Sand und gegen Abend holten sich aus dem Wehrwald Erlenbäumchen.
Am Fronleichnamsmorgen weckten Böllerschüsse aus dem Schlafe. Eilig wurde der
Sand gestreut, die Erlenbäumchen aufgestellt und der Weg mit Gras und Blumen
bestreut. Viel Arbeit gab es bei den vier Altären. Ein Holzrahmen musste
aufgestellt werden, in dem drei Reihen mit je drei oder vier Bildern
eingeschoben werden konnten und darüber kamen geflochtene Kränze. Die
Hauptsorge aber galt dem Altar, den fleissige Hände aufbauten, mit den schönsten
Blumen schmückten und mit grossen Erlenbäumchen umsäumten. Um 8 Uhr strömten alle Leute in
die Kirche. Feuerwehr, Veteranen, Turner und Jugendbünde erschienen mit Fahnen.
Nach dem feierlichen Hochamt verliess der Seelsorger, der das Allerheiligste
trug, unter dem Baldachin die Kirche. Böller krachten, die Musik fiel ein und
der erste Segen wurde erteilt. Nun setzte sich der Zug in Bewegung. Voran gingen
die Schulkinder mit der Fahne, dann weissgekleidete Mädchen blumenstreuend, die
Musikkapelle, der Kirchenchor, von Vereinen flankiert der Priester mit dem
Allerheiligsten unter dem „Himmel“. Vier Gemeinderäte trugen Laternen und
zwei Burschen die Kirchenfahnen. Dann folgten Bürgermeister und
Gemeindevertretung, die Kirchenräte, hernach die Burschen und Männer, die Mädchen
und Frauen, alle laut betend: „Hochgelobt und gebenedeit sei ohne End´ das
allerheiligste Sakrament“. So ging es dem ersten Altare zu, vor dem Hause Nr.
99 (letzte Besitzer Johann und Elisabeth Vogler). Nach der heiligen Handlung zog
die Prozession in derselben Gasse zurück zu zweiten Altar beim Haus Nr. 59 (Engelbert
und Elisabeth Brunner), und wieder krachten die Böller von der nahen Schmiede.
Von hier ging es betend und singend zum dritten Altar, Haus Nr. 125 (Vinzenz und
Maria Vogler), und dann zurück, den Kirchberg hinan zum vierten Altar zum Haus
Nr. 113 (Franz und Maria Spandl). Zum Schluss der heiligen Handlung stimmte
unser Pfarren das „Te Deum“ an und unter dem freudigen Gesang „Grosser
Gott, wir loben Dich“ schritt die Prozession zurück in die nahe Kirche zum
heiligen Segen. Damit war die Feier des Tages zu Ehren des allerheiligsten
Sakramentes abgeschlossen. So ähnlich hielten wir auch
noch nach dem Kriege 1945 die Fronleichnamsprozession. Wir hatten damals
feierlich keine Musik, keine Böller krachten mehr, denn alles war in gedrückter
Stimmung. Als Gaffer und Zuschauer standen am Wege die Partisanen und andere
tschechische Bedrücker, die die von den Deutschen gehaltene Prozession gerade
noch zuliessen. Damals ahnten wir noch nicht, dass es die letzte Prozession in
der Heimat sein sollte. Einige Zeit vor dem Kir(ch)tag
kam die Burschenschaft der Gemeinde zusammen und wählte den „Altburschen“.
Derjenige, der die höchste Stimmenanzahl erhielt, wurde Altbursch. Seine
Stellvertreter waren die Burschen mit der nächsthöchsten Stimmenanzahl. Dann
wurden die „Irten“ gebildet und der Kirtag besprochen. Kurz vor dem Kirtag musste vom Bürgermeister
die Erlaubnis zur Abhaltung desselben eingeholt und auch um die Tanzlizenz
nachgesucht werden. Eine grosse Sorge der Burschen war manchmal das Finden der
entsprechenden Tanzpartnerin. Da mussten dann die guten Tanten ihre ganze
Beredsamkeit aufbieten, bis die Sache ins rirchtige Geleise kam. Vor dem ersten Weltkrieg kauften
die Burschen noch den „Irtenwein“, nach dem Krieg wurde der Wein einfach vom
Wirt bezogen. Die Vorbereitung auf das Fest brachte viel Arbeit. Die Häuser
zeigten aussen und innen das grosse Gründlichmachen. Die Frauen hatten alle Hände
voll zu tun mit dem Bereiten der Kirtagstriezerln – Flecken genannt – und
des übrigen Backwerkes. Auch die Gänse mussten rechtzeitig geschlachtet und
gerupft werden, denn der Gänsebraten durfte zum Kirtag nicht fehlen. Die Kinder
aber hatten schon jetzt Freudentage, denn auf dem Hauptplatz gab es bei der
Aufstellung des Ringelspieles, der Schaukel und einer Schiessbude viel zu sehen
und zu bewundern. Der Wirt errichtete längs des Gasthauses eine Laube und
stellte Tische und Bänke für die Gäste auf. Am Samstag nachmittags begannen
die Irten mit dem Ebnen des Tanzplatzes. Sie gruben auch gleich das Loch für
den Tanzbaum und errichteten um den Tanzplatz für die Frauen Sitzgelegenheiten.
Auch eine Bühne für die Musikkapelle durfte nicht fehlen, die vor dem Kriege
aus einem Leiterwagen, später aber auch Brettern errichtet wurde. Unterdessen
fuhr unter Schellengeläute und grosser Begeisterung der Kinder der Altbursch
mit seinen Pferden auf. Das Pferdegeschirr war reich beschlagen mit glänzendem
Messig und Pferden und Wagen überdies noch mit vielen Maschen verziert. Nun
ging es unter frohem Gesang in die Schottergrube um Sand und in den Wahrwald um
den Tanzbaum. Als Schmuck des Baumes dienten eine Fahne, die Fähnchen der
Assentierten und viele Maschen. Aufgestellt wurde er unter lautem „Ho-ruck“
am Abend, wozu sich ein ziemlicher Teil der männlicher Ortsbewohner einfand. Am Sonntag kamen schon in aller
Früh die Lebzelter und Zuckerwarenhändler und schlugen ihre Stände auf. Um 8
Uhr formierten sich die „Irten“ zum gemeinsamen Kirchgang. Der An- und
Abmarsch zum und vom feierlichen Gottesdienst erfolgte unter den Klängen einer
zwölf Mann starken Musikkapelle. Von halb 12 bis 12 Uhr wurde die weltliche
Kirchtagsfeier durch ein Platzkonzert vor dem Gasthaus eingeleitet. Um 2 Uhr nachmittags holte die
Musik die „Altdirn“ und die Irtenpaare ab. Unterdessen hatte sich die ganze
Bevölkerung auf dem Tanzplatz eingefunden. Die Männer nahmen unter der Laube
des Wirtes Platz, die Frauen auf den für sie gerichteten Sitzen am Tanzplatz. Mit einem schneidigen Marsch
marschierten – voran der traditionelle Platzputzer – die Irten, die Mädchen
am Arm, auf den Tanzplatz, wo sie einmal im Kreis herumgingen. Der Zug, mit dem
Altbursch an der Spitze, blieb dann bei den Musikanten stehen. Nun wurden Tusche
gespielt, bei denen man die mit langen bunten Schleifen verkleidete „Irtenflasche“
mit Wein zum Trinken weiterreichte. Nachher spielten die Musikanten zum Tanze
auf, bei dem die Irtenpaare im Kreis tanzten. Dadurch war es besonders den
Frauen auf den Bänken gut möglich, jedes Paar genau zu betrachten und zu „mustern“.
Nach dem Tanz blieben die Mädchen am Arm ihrer Burschen, und erst nach dem
dritten Tanz stellten sie sich in einem Halbkreis auf und Irtenburschen zogen
ins Gasthaus zurück. Nun begann das sogenannte „Aufziehen“,
angeführt vom Altbursch. Er trug den „Rowisch“ mit meterlangen Schleifen.
Der Rowisch war eine polierte Doppelschiene, die man zusammenlegte und die
bezogenen Liter Wein darauf einkerbte. Einen Teil behielt der Wirt, den zweiten
Teil der Altbursch zum Zeichen seiner Würde. Den Anfang mit dem Aufziehen
machten die alten Burschen, die meist schon militärfrei waren. Sie bekamen drei
Tänze zugebilligt. Der erste war ein Pflichttanz mit den Irtenmädchen, beim
zweiten Tanz suchte sich jeder seine eigene Tänzerin. Dies erregte bei den
Frauen und Müttern berechtigte Neugierde, denn durch diese Wahl wurde so manche
sorgsam gehütete Liebschaft offenbar und oft auch der Weg für ein gemeinsames
Leben dabei angebahnt. Dann folgten im Aufziehen die Urlauber und jüngeren
Burschen, bei denen es oft noch mit dem Tanzen happerte. Sie erhielten daher die
spöttische Bezeichnung „Mist“. Die Burschen aus den
Nachbargemeinden waren nun auch schon angekommen und zogen nun nach der
Reihenfolge ihres Eintreffens auf. Dies alles dauerte oft bis gegen
Abend, dann erst folgte der allgemeine Tanz. Am Kirtagmontag gingen alle in
die Kirche und dann in Prozession auf den Friedhof, um auch der lieben
Verstorbenen an den festlichen Tagen zu gedenken. Um 10 Uhr wurde Bürgermeistern
und Gemeinderäten, Pfarrer und Oberlehrer ein Ständchen dargebracht. Um halb 2 Uhr erklang wieder
Marschmusik und es wiederholte sich die gleiche Festfolge wie am Vortage. Gegen
Abend wurden dann die Männer mit Musik aus dem Gasthaus zum Aufziehen abgeholt.
Weil von den Irten verschiedentlich ein Hut, bzw. ein Ziegenbock gespendet wurde,
hiess dieser Tanz auch „Hut- oder Bocktanz“. Nach einem Tanz mit den Irtenmädchen
tantzten die Männer mit ihren Frauen. Vor dem Abgang wurde dann die Trommel
aufgestellt und daraufgeschlagen. Jeder der Männer legte nun Geld nach freiem
Ermessen darauf. Nach dem Abendessen blieben die Männer mit ihren Frauen nocht
eine Zeitlang beim Tanz. Der Kirtagdienstag verlief
nachmittags wie an den Vortagen. Vor dem 1. Weltkrieg waren die Irten an diesem
Tage allein beim Tanz, da die Bevölkerung bereits auf den Feldern arbeitete.
Das Kirchweihfest fiel damals gerade in die Kartoffel- und Rübenernte. Im Jahre
1919 verlegte es jedoch die damalige Gemeindevertretung um 4 Wochen vor. So
wurde der Kirtag von nun an immer im September am Sonntag nach Ludmilla (16.9.)
abgehalten. Dadurch konnte auch noch der Dienstag von der ganzen Bevölkerung
mitgefeiert werden. Sonntags darauf war Nachkirtag, eine Wiederholung des
vorhergehenden Sonntags. Die Kosten des Kirtags trugen
die Irten und ihre Mädchen. Nur die Burschen zahlten für das Aufziehen ihren
Beitrag. Vor dem Weltkrieg gehörte der Beitrag der Männer den Musikanten, nach
dem Kriege aber zur Hälfte den Irten. Diese vier Tage waren ein
Volksfest für alle und jung und alt feierte mit. Waren diese vorüber, ging es
ans Abbrechen der Bühne, des Ringelspieles und der Schaukel. Still und leer lag
nun wieder der Hauptplatz da, verklungen waren all die trauten Weisen der
Musikkapelle, verstummt der Lärm der Kinder und der Drehorgel, verschwunden all
das Lachen und der Frohsinn des gemütlichen Beisammenseins der Bevölkerung von
Leipertitz für ein ganzes Jahr. Freiwilige Feuerwehr Spar- und Darlehenskassa
für Leipertitz und Umgebung (Raiffeisenkassa). Gegründet 1892. Seit 1931 im
eigenen Haus (Nr. 316). Bei Kriegsende ca. 400 Mitglieder aus Leipertitz und
Moskowitz. 1944 ein Jahresumsatz von ungefähr zwei Millionen Reichsmark.
Letzter Obmann: Rudolf Eschler. Zahlmeister: Vinzenz Spandl 208. Milchgenossenschaft.
Gegründet 1925. seit 1926 im eigenen Haus (Nr. 349) mit Verwaltungsräumen, Kühlraum
und Eiskeller. Täglich wurden zwische 1.000 und 1.200 Liter Milch übernommen
und weitergeliefert an die Molkerei Hödnitz, später an die Molkerei Höflein
a.d. Thaya. Letzter Obmann: Rudolf Eschler. Geschäftsführer: Johann Anger 174. Veteranen–Verein.
Gegründet 1913. Nach dem ersten Weltkrieg umbenannt in „Unterstützungsverein
gedienter Soldaten“, nach 1938 „Kriegerverein“ genannt. Im Jahre 1944 zählte
er 108 Mitglieder. Letzter Kommandant: Josef Nautscher. Stellvertreter: Eduard
Vogler. Männergesangverein. Von
sangesfreudigen Männern 1898 gegründet. Seine Liedertafeln gehörten zu den
beliebtesten Veranstaltungen in Leipertitz. Letzter Obmann: Josef Nautscher.
Chormeister: Leopold Lustig. Deutsch-völkischer
Turnverein. Gegründet 1912. Der Verein blühte besonders nach
dem ersten Weltkrieg auf. Seine Mitglieder beteiligten sich mit schönen
Erfolgen an vielen auswärtigen Turnfesten. Seit 1930 wurde alljährlich am
Ostermontag das Oster- oder Saatreiten durchgeführt. Letzter Obmann: Engelbert
Brunner. Turnwart: Isidor Bründl. Reitwart: Stefan Nautscher. Reichsbund der
katholischen deutsche Jugend. 1926 gegründet, um die Jugend im
heimatlichen und christlichen Geiste zu führen. Letzter Jugendbundobmann: Adolf
Geier. Letzte Leiterin des Mädchenbundes: Angela Eschler. Volksbund der deutschen Katholiken –
Ortsgruppe Leipertitz. Zur Vertiefung des religiösen Lebens und Wissens in den
deutschen Pfarrgemeinden der C.S.R. und in Südmähren besonder zur Förderung
des deutschen Priesternachwuchses. Letzter Obmann: Franz Vieh 324. Deutscher Kulturverband
– Ortsgruppe Leipertitz. Zur Unterstützung des gefährdeten deutschen
Schulwesens während der Tschechenherrschaft nach dem ersten Weltkriege. Letzter
Obmann: Rudolf Eschler. Das Flächenausmaß der Gemeinde Leipertitz beträgt
2.225,49 ha. Leipertitz zählte zwar 391 Hausnummern, doch waren davon 29
Häuser unbewohnt und 36 Häuser ohne Landwirtschaft. Außerdem waren 34 Nummern
nur Bauplätze. Somit verteilten sich die landwirtschaftliche Nutzfläche nur
auf 292 landwirtschaftliche Betriebe. Diese kann man statistisch aufgliedern: Landwirtschaften im Ausmaß
bis 5 ha
152 Die Zusammenstellung dieser landwirtschaftlichen Betriebe
hinsichtlich des Ausmaßes umfaßt Eigengrund und Pachtfelder. Die Eigentumsverhältnisse
sind anders, können aber derzeit nicht genau festgestellt werden. Bodenbenutzung: Kulturart:
Ausmaß /ha/:
durch. Erzeugung /in Waggon/: Die Bewirtschaftung erfolgte durch 4 Traktoren, Pferde- und
Kuhgespann. Ausserdem waren ein Zapfwellenbinder, 29 Bindemäher und 82 Fruchtmäher
in der Gemeinde vorhanden. Pferdebestand:
175 Pferde, 20 Fohlen (bis zu einem Jahr) Rinderbestand: Schweine: Ziegen, Schaffe: Fedevieh: Gesamterzeugung in Waggon:
1 Waggon = 10 t Benützte Geschichtsquellen 1) Schwetter und Kern: Der politische Bezirk Nikolsburg,
Nikolsburg 1884. 2) Wolny: Kirchliche Topographie Mährens.
Vom Friedhof bis zum Treskowitzerweg: Kirchlüss.
Treskowitzerweg und Dürnholzerstraße links: Vierteläcker, Lange
Vierteläcker,
Lange Achtvierteläcker, Kurze Zugaben, Lange Zugaben, Haiden.
Dürnholzerstraße rechts bis zum Gemeindebach: Vierteläcker, Hausgärten,
Alte Weingärten, Kurze Achtvierteläcker, Fuchsleiten, Lange Haiden,
Alte Haiden, Neusatz.
Gemeindebach rechts bis zum Fröllersdorferweg: Breiten, Teichlüss,
Mittlere Teichlüss, Kurze Weide.
Fröllersdorferweg rechts bis zur Grusbacherstraße: Kurze Innerlüss,
Hofstetten, Teichlüss, Wilde Sau, Sandhügel, Oberes Kroatengebirg,
Unteres Kroatengebirg, Schwelle, Haidäcker, Unter Paulowitz, Äusseres Feld.
Grusbacherstraße rechts bis zur Frischauerstraße: Kurze Innerlüss,
Siebenvierteläcker, Hofstetten, Kurze Innerlüss, Äußeres Feld,
Ober Paulowitz, Haidlüss, Lange Innerlüss, Niegelsee.
Frischauerstraße rechts bis zum Moskowitzerweg: Siebenvierteläcker,
Kurze Wehrhagen.
Moskowitzerweg rechts bis zum Tullnitzerweg: Wehrhaben, Irritzlüss.
Ortsgebiet und Häuser: Ortsried.
Der
Fronleichnamstag
Das
Kirchweihfest
Organisationen und Vereine
Gründungsjahr 1886. Im Jahre 1936 wurde ein eigenes Rüsthaus
mit Schlauchturm erbaut. Zu den alten Spritzen kam 1941 eine moderne Motorspritze,
die jedoch bei Kriegsende die Russen als Kriegsbeute mitnahmen. Ungefähr 40-45
aktive Mitglieder. Letzter Kommandant: Rudolf Spandl.Wirtschaftsüberblick
bis
10 ha
81
bis
15 ha
29
bis
20 ha
17
bis
25 ha
8
bis
30 ha
3
über 30 ha
2
Summe der landwirtschaftlichen Betriebe
292
Weizen
375
110
Gerste
240
75
Hafer
130
35
Roggen
90
20
Kartoffel
150
300
Mais
190
84
Futterrübe
80
290
Zuckerrübe
70
230
Rotklee
150
3 /Samen/
Luzerne
150
2 /Samen/
Esparsette
40
1 /Samen/
Mischling grün
35
6 /zusammen mit Wicken/
Wicken - Körner
10
Linsen
10 /Körnergewinnung/
1
Erbsen reif
30 /Körnergewinnung/
7
Sojabohne, Lein, Mohn
30
2
Hirse
20
6
Futtermais
35
–
Wein
90 /bis zu 1 Million Stöcke/
–
Obstanlagen
10 /Kirschen, Marillen,
Weichsel, Zwetschken,
Gärten
30 Äpfel und Birnen/
–
Gemüse
50 /Karotten, Tomaten, Paprika, Kürbis,
Zwiebel, Petersilie u. dgl. Gurken,
Pflückbohnen, Erbsen/
47
Wald
60
Hofraum
30
Gemeinde
60
Herrschaft
60
2.225 ha
1.219 Waggon
Kühe
1100 Stück
15 Waggon Fleisch, 120 Waggon Milch
Jungvieh
500 Stück
14 Waggon Fleisch
Zuchtbullen
5 Stück
Gemeindeverwaltung
Bullen
7 Stück
privat
bei den Bauern
Mastschweine
1200 Stück per 150 kg, Erzeugung 19 Waggon
Zuchtsäue
400 Stück
mit 6-7000 Ferkeln
5 Waggon
Zuchteber
4 Stück
Ziegen zirka
100 Stück
Schaffe zirka
30 Stück
Gänse
4.500 Stück
3 Waggon
Enten
3.000 Stück
1 Waggon
Truthühner
80 Stück
½ Waggon
Perlhühner
50 Stück
–
Leghühner
8.000 Stück
1-1,5 Mio. Eier
Jung- und Schlachthühner 7.000 Stück
2 Waggon
Eier
8
Waggon
Erzeugung sämtlicher Feldfrüchte:
1.219 Waggon
Kühe, Fleischverkauf:
15 Waggon
Jungvieh:
14 Waggon
Milch:
120 Waggon
Schweine:
19 Waggon
Ferkel:
5 Waggon
Gänse:
3
Waggon
Enten:
1
Waggon
Hühner:
2,5 Waggon
Eier:
8
Waggon
Gesamterzeugung:
1.406,5 Waggon
und
voller Sonnenschein,
das
allerschönste Stück davon
ist
doc h die Heimat mein.
(K. Felderer)